Es werde Licht
Akko oder Dynamo?Cola oder Pepsi? Schoko oder Vanille? Apple oder Microsoft? Shimano oder Sram? Tubeless oder Schlauch? Wir kennen sie alle. Diese fundamentalen Fragen des Lebens. Heute wage ich mich endlich an eine, weil ich mich hier gerade am Gateway zwischen den Polen bewege und dabi bin, die Seiten zu wechseln. Es geht um die Entscheidung zwischen Akku oder Dynamo?
Was ist die besere Lösung für die Langstrecke und Ultra-Radmarathons? Gibt überhaupt ein „besser“ und „schlechter“? Und was sind die Kriterien, die in die Entscheidung hineinspielen? Wann lohnt sich der Umstieg vom einen auf das anderer oder vom andereren auf das eine?
Akku-Scheinwerfer
Als erstes sein einmal festgehalten, dass beide Technologien auf Langstrecken funktionieren, etabliert sind und ihre Daseinsberechtigungen haben. Ich persönlich bin seit 20 Jahren mit dem Rad auf Langstrecken unterwehgs, die auch das Fahren in der Dunkelheit einschließen. Dabei habe ich bislang ausschließlich Akku-Scheinwerfer eingesetzt. Hier habe ich auch unterschiedlichste ausprobiert und möchte an dieser Stelle auch gar nicht in „besser“ oder „schlechter“ kategoriesieren. Vielmehr habe ich das Setup immer wieder besser an meine Bedingungnen angepasst. Daher möchjte ich hier auch mit der Akku-Variante beginnnen.
Installation
Der größte Vorteil von Akkuscheinwerfern ist in meinen Augen, dass sie ohne Umbau binnen Minuten (oder Sekunden) am Rennrad installiert werden können. Hier gibt es ein breites Sortiment an Lichtern und Halteroptionen, die sich selbst bei geschmeidigen Aero-Setups wunderbar integireren lassen. Und sie sind auch genau so schnell wieder demontiert, wenn sie nicht benötigt werden. Ich gehe, davon aus, dass die wenigsten von Euch das Rennrad ausschließlich in der Nacht benutzen.
Einsatzdauer & Leuchtstufe
Je nachdem, wie lange das Licht euch durch die Dunkelheit bringen soll, gibt es unterschiedliche Varianten mit integriertem Akku oder erxternem Akku oder (nicht mehr ganz so üblich) Varianten mit Batteriewechselmöglichkeit. Grundsätzlich gilt für Akku-Lichter: Wenn der Saft alle ist, wird´s dunkel. Gerade wenn man vorhat, eine ganze Nacht durchzufahren, sollte man sich mit der Einsatzdauer beschäftigen und diese auch unbedingt einmal testen und nicht nur auf ein Datenblatt unter Laborbedingen vertrauen. Hier solltet ihr nur beachten, dass einige Modelle nicht dafür ausgelegt sind, stundenlang im Stand zu leuchten ohne kühlenden Fahrtwind und mitunter (trotz LEDs) recht heiß werden, was nicht optimal ist für die Elektronik. Schnell bemerkt man hier, dass die recht langen Leuchtzeiten auf den Produktbeschreibungen oft nur auf Leuchtstufen erreicht werden, die nicht unbedingt für eine Fahrt durch eine tiefschwarze Nacht geeignet sind – Und bei ausreichenden Leuchtstufen das Licht die Nacht wohl eher nicht durchsteht.
Wechsel-Akkus
Während die Premiumhersteller bei ihren Scheinwerfern eher auf externe Akku-Packs setzen, bin ich meine ersten Brevets mit einer anderen Lösung angegangen. Ich hatte hier ein BM IQ Premium- Scheinwerfer im Einsatz, der mit 4 AA-Akkus (oder auch Batterien) betrieben werden kann. Hierfür hatte ich je nach Steckenlänge frische Reserve-Akkus dabei. Außerderm kann man auch ganz normale AA-Batterien einsetzen, die man zur Not an jeder Tanke bekommt. Das Teil hat mir jahrelang treue Dienste geleistet und ist mir am Ende einmal zu viel heruntergefallen und war auch recht schwer und etwas klotzig am Lenker.
Twin-Lights
Die Lösung die ich danch für mich entdeckt habe, waren zwei identische CatEye G-Volt70. Die halten bei recht guter Helligkeit ca. 4 Stunden. Danach habe ich dann jeweils die leere Lampe über eine Powerbank geladen. Das ging schneller als die zweite Lampe leer war und so bin ich sicher durch viele Nächte gekommen. Das hatte den weiteren Vorteil, dass ich ein redundates Licht dabei hatte, falls eins einen Defekt hat. Diese Lösung hat gut funktioniert, war aber eigentlich etwas aus der Not geboren, weil ich eigentlich nach einem Akkuscheinwerfer gesucht hatte, der auch während des Ladens betrieben werden kann. Zu der Zeit hatte ich bis auf ein paar weniger vertrauenswürdige Produkte aus Fernost nichts dergleichen gefunden, doch das hat sich mittlerweile geändert.
Betrieb mit Powerbank
Mittlerweile gibt es die Lupine die Mono SL, die einen internen Akku hat und auch über USB-Ladestrom über eine ganz normale Powerbank betrieben werden kann. Das ist bisher meine Lösung für alle Nachtfahrten. Bei Paris-Brest-Paris bin ich damit in 2 Nächten durchgefahren mit einer 20.000mAh Powerbank, die neben der Lupine aber auch das Garmiin Edge, das Radar und das Telefon mit Strom versorgt hat. Das hat bis ins Ziel genau gepasst. Die Powerbank war im Ziel leer, alle Devices hatten aber noch eine gute Restladung. Ein Cateye GVolt 70 war noch voll geladen dabei. Diese habe ich als Backup auf langen Strecken immernoch dabei. Wenn es nur um eine Nacht geht, bin ich mit einer kleinen 10.000mAh Powerbank am Start. Die Lupine hat eine bessere Ausleuchtung als die Cateye.
Ausleuchtung
Das Lichtfeld ist sicherlich ein entscheidender Punkt, wenn es um schnellere Nachtfahrten über unbeleuchtete Straßen geht. Hier merke ich schon, dass ich auch mit der Lupine Mono SL an Grenzen stoße und Geschwindigkeiten über 40km/h sich nicht mehr angenehm anfühlen, weil Horizont sehr schnell „näher“ kommt und man nicht genug Weitblick hat. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wann fahre ich nachts über 40km/h. Das passiert bei Langstecken allenvoran bergab und ist für kurze Abfahren irgendwie verschmerzbar. Bei längeren Passabfahrten ist dieses Handicap sicherlich mehr zu spüren. Da ich aber genau das in diesem Sommer vorhabe beim Race Across Switzerland, wurde es Zeit für mich, mein Licht-Setup einmal grundlegend zu überdenken.
Dynamo-Licht
Und so habe ich mich nach langem hin-und her dazu entschieden, auf ein Dynamolicht umzusteigen. Und dabei habe wurde mir schnell die erste Hürde bewusst.
Laufrad
Es ist so ziemlich unmöglcih eine passendes Laufradsetup mit Nabendynamo für das Rennrad zu bekommen – erst recht nicht, wenn man schon ein Dynamo und eine Felgenspezifikation im Kopf hat. Hier kam mein guter Freund Toni ins Spiel. Wenn einer meine Wünsche verstehen und umsetzen. Konnte, dann er. „Superlight-Toni“ ist selbst passionierter Rennradfahrer und er war es eigenltich auch, der mir die Flausen von PBP in den Kopf gesetzt hatte und mir dem ich schon viele Nächte im Sattel verbracht habe. Er hat nicht lange überlegt, als ich ihn gefragt habe, ob er sich dem annehmen würde und so erfüllt es mich mit großer Freude, dass ich schon nächste Woche mein neues Laufrad in Empfang nehmen kann – mit SON28 und 45er Carbonfelge und einem Gewicht von nur (!) 950g.

Scheinwerfer
Hier gibt natürlich ein breites Spektrum. Mir persönlich ist dabei immer wieder die M99 vom deutschen Hersteller Supernova über den Weg gelaufen. Die gibt es zwar auch in einer Akku-Variante, allerdings dann wieder mit den genannten Einschränkungen, was die Leuchtdauer angeht. Das oft gelobte am M99 ist die Fernlichtfunktion, die mit 1000 Lux eine Schneise auf die Strasse brennt. An den Schweinwerfer wird noch ein kleines Diodenrücklcht angeschlosse, so dass das komplette Lichtsetup unabhängig von Akkus ist. Das Radar werde ich weiterhin als zweites Rücklicht behalten, da ich es nicht mehr missen möchte.

Installation
Einmal auf die richtigen Kabellägen gebracht und gegebenenfalls mit den passenden Steckern versehen, ist die Montage und Demomontage der kompletten Lichtanlage mit wenigen Handgriffen möglich. Das ist mir persönlich wichtig, da Carina nicht ständig mit kompletter Lichtanlage herumfahren soll. Das ist nur ein Langstrecken-Setup. Da ich sowieso keine Kabel ins Innere meiner Gabel bekomme (Das wäre zwar ästhetischer), ist das schnelle „Abkabeln“ möglich.

Devices laden über Dynamo
Während die erste Installation des Lichtsetups mit einem passenden Laufrad recht unkomplziert ist. Es müssen nur ein paar Kabel gekürzt und etwas gelötet werden, stellte sich mir noch die Frage nach der Möglichkeit, den vom Dynamo erzeugten Strom auch zu nutzen, um die übrigen Devices (GPS, Radar, Telefon) über tagsüber via USB aufzuladen. Hier wird es dann allerdings wieder „experimentell“. Die vielversprechendste Lösung scheint der Forumslader zu sein. Das werde ich mir noch genauer anschauen, was für mich am meisten Sinn macht. Erstmal muss es Licht werden.
Über mich

Martin Lechtschewski
Randonneur & Blogger
Hi, ich bin Martin und das Radfahren ist eine der wichtigsten Konstanten in meinem Leben. Die Faszination für Abenteuer hat mich zunächst zum Radreisen gebracht. Damals rollte ich noch behäbig über Tage bis Wochen mit 40 Kilo Gepäck über die Straßen Europas. Dabei war es immer diese eine Frage, die mich antrieb, weiter in die Pedale zu treten: "Wie ist es wohl auf den Sattel zu steigen und aus eigener Kraft eine anfangs scheinbar unwirkliche Entfernung zu überwinden, hohe Berge zu bezwingen, fremde Länder zu durchqueren und verschiedensten Menschen zu begegnen?"
Heute kann ich sagen, es ist vor allem eine Begegnung mit sich selbst. Der Moment des Starts und das Erreichen des Zieles spielen am Ende nur Nebenrollen - Es geht vor allem um die Wege dazwischen.
Da es der Alttag nicht ohne weiteres zulässt, 5-6 Wochen am Stück auf dem Rad zu verbringen, landete ich schließlich beim Renndradfahren auf langen Strecken mit möglichst wenig Gepäck. Statt einen Monat bin ich dabei nur ein paar Stunden (bisher nicht mehr als 86) unterwegs und tauche schon mit der ersten Pedalumdrehung ins Abenteuer ein. Heute sagt man dazu Ultracycling, vielleicht auch Bikepacking.
Mir geht es um DIE WEGE DAZWISCHEN