Mein nächstes Ultra?
Auf der Suche nach einer neuen HerausforderungWenn man ein Land erkunden mit allen seinen Facetten entdecken möchte, ist es eine gute Idee, sich einfach auf das Rad zu setzten und loszufahren. Da ich gleichzeitig auf der Suche bin nach einer persönlichen Challenge, ist schnell klar, dass ein Ultra-Event in Schweiz sein muss, das seinen Platz in meinem Kalender 2025 bekommt. Aber wie finde ich das richtige Event für mich, fragen sich vielleicht auch einige von euch. Andere haben sicher selbst schon Erfahrungen gemacht. Hier möchte ich Auszüge aus meiner ganz eigenen Lernkurve der letzten Jahre teilen und zeigen, wo sie 2025 vorbeiführt.
Brevets sind ein guter Einstieg
Der Ursprung meiner Langstreckenerfahrung ist es, frei jeglicher Events allein einfache loszufahren. Frei von Druck, frei von Konkurrenz, nicht immer frei von etwas Leiden, aber nie frei von dem erfüllenden Gefühl ganz bei sich zu sein. Mit jeder Pedalumdrehung ein bisschen näher. Da mir persönlich diese Freiheit ein essentielles Element ist, hat es eine ganze Weile gedauert, bis ich nach vielen Langstrecken-Solos 2014 an meinen ersten Brevets teilgenommen habe. Auch hier geht es vor allem um die Challenge mit sich selbst. Diese Veranstaltungen würde ich auch jedem als Einstieg auf die Langstrecke empfehlen, da man hier mit relativ kurzen Distanzen ab 200 Kilometern beginnt und mit relativ wenig Aufwand mal rein schnuppern und dann die Distanzen nach und nach steigert, wenn man angefixt ist. Es gibt ein flächendeckendes Netz regionaler Ableger der Audax Randonneure. Damit ist die Teilnahme meistens ohne großen logistischen Aufwand möglich. Start und Ziel liegen fast immer am selben Ort und auch die Möglichkeit direkt dort auch zu übernachten, ist oft gegeben. Da Brevets explizit keine Rennen sind und die Community sehr hilfsbereit ist, findet sich hier schnell Kontakt zu anderen und der Erfahrungsaustausch ist gerade für Einsteiger sehr wertvoll.
Ultra-Rennen nicht gleich Ultra-Rennen
Wenn man eher den Wettbewerb mit anderen sucht, findet man immer mehr Veranstaltungen, die eher Renncharakter haben, aber zumeist nicht auf gesperrten Strassen ausgetragen werden. Hier kommen jedes Jahr neue Events hinzu und es ist mitunter etwas schwierig, den Überblick zu behalten. Grundsätzlich unterteilt man im Ultra-Radsport Supported und Non-Supported – Das heisst, das Fahren mit Begleiter-Team (wie z.B. bei Race Across America) oder eben auf sich allein gestellt (wie beim Transcontinental Race). Im Non-supported-Bereich unterscheidet man nochmal zwischen Rennen mit freier Routenwahl, bei der zumeist Checkpoints auf der Strecke in einer vorgegebenen Reihenfolge angefahren werden müssen. Die Routen werden dabei von den Teilnehmenden meist im Vorfeld akribisch geplant und an die persönlichen Vorlieben angepasst. Bei Veranstaltungen mit festgelegter Route ist das nicht notwendig. Hier ist die Strecke für alle vom Veranstalter vorgegeben. Es gibt auch einige Events, wo sowohl in Supported- als auch Non-Supported- Kategorien gestartet werden kann. Hier habe ich persönlich allerdings als Non-Supported-Fahrer keine guten Erfahrungen beim Race Across Germany von Aachen nach Görlitz gemacht. Die Streckenwahl war leider nicht das, was ich mir unter „größtenteils verkehrsarmen Straßen“ vorgestellt hatte. Auch haben die Begleitfahrzeuge der Supported-Fahrer das Gefühl von Freiheit und Ursprünglichkeit dieses Sports etwas geschmälert. Damals hatte ich nach 500 Kilometern den Zug nach Hause genommen, nachdem ich mehrmals von der Straße gedrängt wurde, wüste Beschimpfungen aus überholenden Autos entgegen geschrien bekommen hatte. Mag sein, dass es sich mit einem Begleitfahrzeug hinter sich ok anfühlt, auf grossen Bundesstraßen unterwegs zu sein. Solo allein in der Nacht tut es das nicht. Aber Schluss mit Lamentieren.
Viele Ultra-Events setzen wie schon erwähnt auch auf eine individuelle Streckenwahl, was prinzipiell viele Freiheiten zulässt. Allerdings bringt das aus meiner Sicht zwei Probleme mit sich. Zum Einen kostet es unglaublich viel Zeit, sich seine optimale Strecke zu planen und diese dann an seine individuellen Bedürfnisse anzupassen. Zu anderen ist es hier natürlich oft so, dass grosse Straßen ein schnelleres Vorankommen ermöglichen als kleine. Hier sehe ich schnell wieder eine ähnliche Situtation wie bei den erwähnten Supported Events, die mittlerweile oft auch Non-Supported-Varianten anbieten. Jetzt kann ich mir natürlich auch eine schöne entspannte Route nur für mich selbst planen… Und genau das mache ich auch oft, nur eben brauche ich dann auch gar kein Event, sondern fahre einfach los. Zusammenfassend suche ich also ein Ultra-Event, das keine Supported-Variante anbietet und wirklich auf verkehrsarmen Straßen verläuft und die Routenwahl vom Veranstalter festgelegt und für alle gleich ist.
Race Across Switzerland 2025
Nach 3 mal Paris-Brest-Paris hatte ich schon seit ein paar Jahren das Race Across France auf dem Radar. Aber wie es manchmal so läuft, bietet der gleiche Veranstalter seit 2 Jahren auch ein Fahrt durch die Schweiz an. Ein reines Non-Supported-Rennen über epische Schweizer Alpenpässe in der längsten Variante über 1000 Kilometer und mehr als 17.000 Höhenmeter sicherlich recht anspruchsvoll, aber bestimmt nicht langweilig . Meine Vorbereitung darauf läuft bereits und so geht es nächste Woche für eine Woche nach Spanien, um die ersten Intervalle an richtigen Bergen zu absolvieren und vielleicht auch schon das erste Eis 2025 zu essen, denn das ist auch ein Grund Rad zu fahren.
Über mich

Martin Lechtschewski
Randonneur & Blogger
Hi, ich bin Martin und das Radfahren ist eine der wichtigsten Konstanten in meinem Leben. Die Faszination für Abenteuer hat mich zunächst zum Radreisen gebracht. Damals rollte ich noch behäbig über Tage bis Wochen mit 40 Kilo Gepäck über die Straßen Europas. Dabei war es immer diese eine Frage, die mich antrieb, weiter in die Pedale zu treten: "Wie ist es wohl auf den Sattel zu steigen und aus eigener Kraft eine anfangs scheinbar unwirkliche Entfernung zu überwinden, hohe Berge zu bezwingen, fremde Länder zu durchqueren und verschiedensten Menschen zu begegnen?"
Heute kann ich sagen, es ist vor allem eine Begegnung mit sich selbst. Der Moment des Starts und das Erreichen des Zieles spielen am Ende nur Nebenrollen - Es geht vor allem um die Wege dazwischen.
Da es der Alttag nicht ohne weiteres zulässt, 5-6 Wochen am Stück auf dem Rad zu verbringen, landete ich schließlich beim Renndradfahren auf langen Strecken mit möglichst wenig Gepäck. Statt einen Monat bin ich dabei nur ein paar Stunden (bisher nicht mehr als 86) unterwegs und tauche schon mit der ersten Pedalumdrehung ins Abenteuer ein. Heute sagt man dazu Ultracycling, vielleicht auch Bikepacking.
Mir geht es um DIE WEGE DAZWISCHEN